In den Herzen und Häusern der Erlösten darf der Schwerpunkt des Erntedankfestes nicht auf Traditionen liegen oder auf einen einzigen Tag beschränkt sein. Für uns soll Erntedank eine zutiefst geistliche Handlung sein und sich beständig fortsetzen. Es soll eine allgegenwärtige Realität sein, die ganz natürlich aus einem verwandelten Herzen fließt. In 1. Thessalonicher 5,18 wird den Gläubigen befohlen, Dank zu sagen. Der Befehl in diesem Vers wird von der Erklärung begleitet, dass wir dies tun sollen, weil „dies der Wille Gottes für euch in Christus Jesus ist“. Wenn es Gottes Wille ist, dass wir dankbar sind, dann müssen wir auch genau wissen, wie wir es richtig machen. Psalm 100 zeigt uns den Weg, wie wir Menschen mit dankbarem Herzen werden können.
Der Psalm fordert uns auf:

  1. Dankt für Gottes Taten
  2. Dankt für Gottes Charakter

Bibellehrer glauben, dass Psalm 100 höchstwahrscheinlich von David verfasst wurde, obwohl der Psalm selbst keinen Autor angibt. Er wurde für einen Festzug geschrieben, wenn die Israeliten in den Tempel gingen, um anzubeten und ihr Dankopfer zu bringen, wie es in 3. Mose 7 vorgeschrieben ist. Es ist der einzige Psalm, der sich in der Überschrift auf Dankopfer bezieht.

Hier sind die Worte, die die alten Israeliten verkündeten:

Ein Psalm zum Dankopfer.
Jauchzt dem Herrn, alle Welt!
Dient dem Herrn mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
Erkennt, dass der Herr Gott ist!
Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst,
zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
Geht ein zu seinen Toren mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben;
dankt ihm, preist seinen Namen!
Denn der Herr ist gut;
seine Gnade währt ewiglich
und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht. (Psalm 100)

Für Gottes Taten danken

David gibt uns in den Versen 1–3 einige sehr eindringliche Befehle zur Dankbarkeit. Aber warum sollten wir diese Dinge tun? Wenn wir diesen Psalm aufschlüsseln, überspringen wir zuerst ein paar Zeilen, weil es wichtig ist, die Motivation hinter diesen Geboten zu verstehen. Er erklärt die Motivation hinter der Dankbarkeit:

Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst,
zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. (Psalm 100,3)

Einfach gesagt: Er ist der Schöpfer allen neuen Lebens.

Er hat uns erlöst

Gott hat uns erlöst und neues Leben in uns geschaffen. Die Betonung in Vers 3 liegt nicht so sehr auf unserer Erschaffung aus dem Staub oder aus dem Nichts, sondern vielmehr auf unserer Wiedergeburt. Das ist eine ganz andere Formulierung. In 2. Korinther 5,17 heißt es:

Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden! (2.Kor 5,17)

Wir danken ihm für das neue Leben, das er uns in ihm geschenkt hat. Ein Leben, für das wir keinen Anspruch auf Verdienst erheben können. Das Erntedankfest ist im Grunde genommen ein theologisches Fest, denn es beginnt damit, dass du verstehst, was Gott in dir vollbracht hat.

Er hält uns aufrecht

Wir sind sein Volk und die Schafe auf seiner Weide. Wir gehören zu ihm in sein Haus. Das ist etwas sehr Persönliches. Außerdem heißt es in 1. Petrus 2,9:

Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums …

Dieser Vers zeigt die Intensität, mit der Gott uns festhält. Er unterstützt uns in jeder Hinsicht. Das ist sein Werk an uns.

Er kümmert sich um uns

Wir sind von einem Gott erlöst und erhalten worden, der sich zutiefst um uns kümmert. Petrus fährt in den Versen 9–10 fort:

… damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht — euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid. (1.Pet 1,9–10)

Wenn du zu Gottes Volk gehörst, dann verkündigst du seine Tugenden.
Ich frage dich, ob deine Dankbarkeit von der herrlichen Tatsache motiviert ist, dass du Gottes Kind geworden bist und von ihm beschützt wirst?

Wie dankt man für Gottes Taten?

Meine Mutter hat vor dem Erntedankfest immer tagelang gearbeitet, um ein richtiges Festmahl für unsere Familie vorzubereiten. Als der Erntedank endlich kam, stand das Essen im Ofen, der Kühlschrank war voll und das Geschirr stand auf der Theke. Ich erinnere mich daran, wie ich als kleines Kind am Tisch saß und mich über das Essen ärgerte, das vor mir aufgetischt wurde, aber ich war nicht in der Lage, einen vollen Teller zu bekommen. Der Grund für die Verspätung war die Familientradition, dass wir vor dem Erntedankfest um den Tisch herumgingen und Gründe für unsere Dankbarkeit nannten. Das Problem an dieser Tradition war, dass unsere Familie wuchs und damit auch die Zeit, die wir brauchten, um jedem Familienmitglied zuzuhören. Ich weiß noch, wie ich dachte: „Findet jemand an diesem Tisch, dass kalte Bratenfüllung gut schmeckt? Bringen wir es hinter uns und kommen wir zum guten Teil.“

In meinem jugendlichen Überschwang, meinen Teller zu füllen, habe ich nicht erkannt, wie wichtig es ist, die Fülle meines Herzens zum Ausdruck zu bringen. Denn für den Gläubigen, der von einem Leben der Zerstörung erlöst und in das Reich Christi versetzt wurde, ist das Danken tatsächlich der gute Teil. In unserer Eile, „zum guten Teil“ zu kommen, neigen wir beim Danken oft dazu, floskelhafte Dankesbekundungen wie „Ich bin dankbar für mein Haus, ich bin dankbar für meinen Job, ich bin dankbar für meine Familie“ zu formulieren. Das sind zwar sicherlich gute Dinge, für die wir dankbar sein können, aber sie sind bedeutungslos, wenn wir die größeren Realitäten dessen, was Gott für uns getan hat, nicht anerkennen.

Ich sage nicht, dass wir für Gottes gute Gaben nicht dankbar sein sollten. Aber sind sie die Grundlage dafür, warum wir danken? Ein wahres Dankopfer geht weit darüber hinaus. Der Psalmist versucht zu vermitteln, dass Danksagung nicht nur eine gedankliche Feststellung ist. Es geht nicht nur darum, zu erkennen, was Gott gerade mit dir macht. Wahre Danksagung ist eine aktive Anbetung in vollem Umfang. Du kannst danken, egal ob du obdachlos und arbeitslos bist oder in einer Villa in Bel-Air lebst. Die Grundlage deines Dankes basiert auf der theologischen Realität dessen, was Christus in dir getan hat, indem er dich neu erschaffen, erhalten und für dich gesorgt hat.

Nachdem wir nun gesehen haben, was Gott für uns getan hat, wissen wir, warum David die konkreten Anweisungen in den Versen 1–3 gibt, die wir tun sollen:

Jauchzt dem Herrn, alle Welt!
Dient dem Herrn mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
Erkennt, dass der Herr Gott ist! (Ps 100,1–3)

Dies sind die praktischen Reaktionen unserer Herzen auf die theologische Realität dessen, was Gott für uns getan hat. So sieht es aus, wenn wir danken.

Für Gottes Charakter danken

Vers 5 lehrt uns, dem Herrn zu danken, weil er gut ist.

Denn der Herr ist gut; seine Güte währt ewig und seine Treue für alle Zeiten. (Ps 100,5)

Wir sollen nicht nur für das danken, was Gott getan hat, sondern für das, was er im Grunde ist. Gott ist gut. So kann man seinen Charakter im Grunde zusammenfassen.

Seine Güte währt ewig. Das bedeutet nicht nur, dass er gütig ist oder dass er liebt. Es bedeutet, dass er über die Zeit hinweg treu liebt. Er ist treu gegenüber denen, die er liebt. Diese Worte erinnern uns an den Bund, den er mit seinem Volk Israel und auch mit uns geschlossen hat. Er hat bei sich selbst geschworen – bei seinem eigenen guten Charakter. Gott, der unmöglich lügen kann, hat versprochen, uns das Heil zu bringen. Das ist die Definition seiner liebenden Güte. Sie ist eine tiefe Treue und Barmherzigkeit gegenüber denen, die es nicht verdient haben.

Der Psalmist sagt weiter, dass seine Treue für alle Generationen gilt. Weil er so ist, wie er ist, würde er auf keinen Fall zulassen, dass seine Liebe, seine Treue, seine Erlösung oder seine unterstützende Kraft gegenüber denen, die ihm gehören, nachlässt. Aus der Quelle seiner eigenen Güte fließt der lebensspendende Fluss seiner Barmherzigkeit in den riesigen unendlichen Ozean seiner Treue. Diese Wahrheit fürs Leben wird es dir ermöglichen, dankbar zu sein.

Wie dankt man für Gottes Charakter?

Wir haben bereits gesehen, was wir angesichts dessen, was Gott für uns getan hat, tun sollen, aber hier geht es darum, was wir angesichts dessen, wer er ist, tun sollen. In Vers 4 heißt es:

Geht ein zu seinen Toren mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben;
dankt ihm, preist seinen Namen! (Ps 100,4)

Wir sollten uns über die Unmöglichkeit des Befehls wundern, der uns hier gegeben wird. Denke nur einen Moment über dieses Bild nach.

Der Tempel war keine Gemeinde, zu der man einfach hingehen konnte, wo und wann man wollte. Es gab ganz bestimmte Einschränkungen. Es gab Tore und ummauerte Höfe, die unreine Menschen fernhalten sollten. Dieser Psalm ist nicht an den Hohepriester gerichtet, der das Allerheiligste betreten konnte. Er ist an die ganze Erde gerichtet. Die ganze Welt darf durch diese Tore und in diese Vorhöfe gehen, weil Gott barmherzig, freundlich und gut ist – aufgrund dessen, wer ER ist.

In 2. Samuel 7,18 kommt David, der König, der höchste Mann im Land, herein und setzt sich vor den Herrn und sagt:

Wer bin ich, oh, Herr, Gott, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast? (2.Sam 7,18)

Das sollte unsere Antwort auf die Einladung sein, die uns hier gegeben wird. Wer bin ich, dass ich seine Tore betrete? Wer bin ich, dass ich seine Höfe betrete? Wer bin ich – unwürdig ihm zu danken und seinen Namen zu preisen? Ich wurde erlöst und deshalb darf ich eintreten. Die Tore sind weit geöffnet worden. Die Vorhöfe sind jetzt für mich zugänglich, der ich geheiligt wurde und den Wunsch habe, ihn anzubeten und ihm zu danken. Warum? Weil der Charakter meines Gottes dies möglich gemacht hat. In Christus wurde der größte Ausdruck von Gottes Charakter, diese Offenheit, tatsächlich und endgültig vollendet.

Lasst uns also danken, sowohl für das, was er getan hat, als auch für das, was er ist. Denn das ist es, was wahre Dankbarkeit ausmacht.

Rich Gregory
Rich Gregory ist Pastor und Lehrer der New Community Church in Wildwood, MO. Er hat am The Master’s Seminary studiert und war bis 2020 als Senior Vice President of Administration tätig.
Orginal auf tms.edu