Ich denke, es ist hilfreich, wenn man über Völlerei spricht, dass man sie mit anderen Sünden vergleicht und erklärt, warum etwas Gutes wie Genuss vom Essen zur Sünde werden kann.
Zum Beispiel ist die Existenz sexueller Wünsche und die Erfüllung davon an sich nicht schlecht. Aber es gibt die Sünde der Begierde. Es ist nicht unbedingt böse sich an Lob zu freuen, aber er kann zur Sünde des Stolzes werden. Der Genuss der von Gott gegebenen Ruhe ist nicht böse. Aber es kann zur Sünde der Trägheit oder Faulheit werden.
Der Genuss einer angemessenen Selbstachtung kann zur Sünde des Stolzes werden. Und der Wunsch, etwas an sich Unbedenkliches zu haben – wie ein Haus, Auto oder Computer — kann zur Sünde der Begierde oder, noch schlimmer, zur Sünde des Neids werden, wenn man sich darüber ärgert, dass jemand anders es hat und man selbst es nicht hat. Und der legitime Wunsch und Genuss von Nahrung kann ebenso zur Völlerei werden.
Ich denke, es ist hilfreich zu sehen, was in all diesen sogenannten Todsünden wirklich vor sich geht.
Völlerei
Die größere Frage ist: Was geschieht im menschlichen Herzen, wenn all diese gottgegebenen guten Dinge zu sündigen Dingen werden? Was geschieht dann? Und was ist Definition die von „Völlerei“?
Völlerei ist der sündige Genuss der guten Gabe der Nahrung. Wie kommt es dazu? Was macht Völlerei sündhaft?
Man kann diese Sünde so beschreiben, dass es sich um eine falsch ausgerichtet Liebe oder, anders gesagt, um eine übermäßige Liebe handelt. Sie beginnt mit legitimer Liebe — richtiger und angemessener, Christus erhebender und von Gott verwurzelter Liebe — zu etwas Reinem, das Gott zu unserem Vergnügen gegeben hat. Aber dann wird sie unangemessen und unverhältnismäßig. Sie hört auf, Christus zu verherrlichen. Sie hört auf, ihre Wurzeln in Gott zu haben.
Die beiden Stellen, die mir geholfen haben, auf eine biblische Art und Weise, darüber zu sprechen, sind 1. Timotheus 6,6-10 und Philipper 4,11-13 und 3,8. Lasst uns einen kurzen Blick darauf werfen.
Zufriedenheit in God
Paulus sagt in 1. Timotheus 6,6
Es ist allerdings die Gottesfurcht eine große Bereicherung, wenn sie mit Genügsamkeit verbunden wird.
Und diese Genügsamkeit ist Zufriedenheit in Gott. Diese Genügsamkeit ist es, was als Gouverneur oder als Moderator oder als Regulator oder Führer in all unseren anderen Wünschen wirkt.
Wenn Paulus zu Vers 10 kommt, spricht er über Geld, welches an sich kein Übel ist. Es wurde für unseren richtigen Gebrauch gegeben. Er sagt:
Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Bösen; etliche, die sich ihr hingegeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht. (1.Tim 6,10)
Was geschah dann? Beim Gebrauch des Geldes ist diese süßen, tiefen, allgegenwärtigen Zufriedenheit in Gott verloren gegangen. Und durch eine mächtigen Geldliebe und der Geldsucht, wie Paulus es nennt, ersetzt worden.
Der Gebrauch des Geldes ist also von der Zufriedenheit in Gott abgekoppelt worden. Und ohne diese Koppelung hat ein legitimer Wunsch freien Lauf bekommen und ist dabei, die Seele zu zerstören.
Es ist immer so, wenn unser Gebrauch von guten Dingen schlecht wird. Höchste Zufriedenheit, Glück, Freude oder Befriedigung in Gott hört auf, der große Führer oder Ballast oder Sicherung oder Regulator unserer Seelen zu sein. Und wenn das geschieht, wird alles schlecht.
Das Geheimnis der Freude
Der andere Text ist Philipper 4,11-13, wo Paulus sagt:
Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.
Paulus beschreibt hier das Geheimnis eines gottgefälligen christlichen Lebens. Und dazu gehört auch das Geheimnis des richtigen Umgangs mit Nahrung, Geld und Ruhe und all den anderen guten Gaben Gottes.
Er sagt, dass dieses Geheimnis ihm ermöglicht zufrieden zu sein, wenn er viel oder wenn er wenig hat. Es ist also klar, dass die Zufriedenheit nicht in der jeweiligen Sache liegt und darin, wie viel man davon hat oder nicht hat. Das ist das Geheimnis des christlichen Lebens. Und was ist es? Die Antwort liegt wieder in Philipper 3,8, wo Paulus sagt:
ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne.
Das Geheimnis von Paulus’ Zufriedenheit ist die Befriedigung, die er in Jesus findet — eine Befriedigung, die so tief und so durchdringend ist, dass er, selbst wenn alles andere verloren ist, diese Zufriedenheit oder diese Genugtuung nicht verliert.
Wenn die Zufriedenheit in Gott oder die Zufriedenheit in Christus, wie Paulus sie in diesen beiden Abschnitten beschreibt, in unserem Leben vorhanden ist, dann funktioniert sie als ein wunderbarer Gouverneur, Moderator, Regulator und Lenker über den Gebrauch aller guten Dinge. So bleiben gute Dinge an ihrem richtigen Platz. Und wenn sie genossen werden, werden sie als Ausdruck von Gottes Güte genossen.
Ich würde also Völlerei definieren als den Genuss von Nahrung, die sich von der Zufriedenheit mit Gott als der regierenden Liebe unseres Lebens losgelöst hat.
Vier Warnzeichen
Wenn unsere Zufriedenheit mit Gott schwindet, nimmt die Nahrung schnell ihren Platz ein. Und es gibt vier Anzeichen dafür, dass dies in unserem Leben geschieht:
- Wir werden gleichgültig gegenüber den schädlichen Auswirkungen der Nahrung auf unseren Körper, der Tempel des Heiligen Geistes ist.
- Wir werden gleichgültig gegenüber der Art und Weise, wie wir unser Geld verwalten, wenn wir es unweise für falsche Lebensmittel ausgeben.
- Wir fangen an, Nahrung als Flucht vor unseren Problemen und als Medikament gegen unsere Traurigkeit oder unser Elend oder unser Unbehagen zu verwenden.
- Wir hören auf, das Essen als einen Weg zu genießen, Gott zu genießen. Wir hören auf, die Güte Gottes in der Güte des Essens zu schmecken, und wir beginnen, die Güte Gottes durch die Güte des Essens zu ersetzen.
Das ist Völlerei.
Das ist es also, was ich unter Völlerei verstehe. Das sind die Zeichen dafür, dass sie vorhanden ist. Und der Weg zurück kann viele externe Kontrollen und Disziplinen von außen beinhalten. Aber am Ende wird der einzige Ausweg sein, wenn Gott selbst durch Jesus Christus unsere befriedigende Seelennahrung wird und die Zufriedenheit in ihm zum Gouverneur und Regulator all unserer Appetitwünsche und Wünsche wird.
https://www.desiringgod.org/interviews/four-signs-food-has-become-an-idol
John Piper