In seinen neutestamentlichen Schriften fasste der Apostel Johannes immer wieder die Verpflichtung des Christen zusammen, der Schrift zu gehorchen. Er machte klar, dass das Wandeln auf den Wegen des Wortes keine bloße Option ist.
Erstens sagte Christus, dass, wenn jemand ihn liebt, dieser auch seine Gebote halten wird (Joh 14,15.21.23). Andererseits wird der, der ihn nicht liebt, seine Worte nicht halten (Joh 14,24). Der Gehorsam des Christen gegenüber der Bibel demonstriert seine Liebe zu Christus und die Echtheit seiner Errettung.
Zweitens erklärte Johannes ganz klar, dass es die Pflicht des Christen ist, ebenso zu wandeln wie Christus gewandelt ist (1Joh 2,6). Gott fordert Gehorsam gegenüber seinem Wort.
Drittens definierte Johannes die Liebe auf eine unmissverständliche Weise: »Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln« (2Joh 6).
Viertens erfuhr Johannes große Freude, als er beobachtete und hörte, dass Christen Gottes Wort gehorchten: »Ich habe keine größere Freude als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln« (3Joh 4).
Und schließlich nannte Johannes das Kennzeichen eines gehorsamen Christen — den Segen des Heilands (Offb 1,3).
Um konkreter zu werden, vermittelt die Schrift ein mindestens zehn Merkmale umfassendes Profil dessen, was Johannes vor Augen hatte.
1. Gottes Wort aufnehmen
Als Paulus in Thessalonich predigte, empfingen die Zuhörer sein Wort nicht nur, sondern sie nahmen es auch auf. Sie lehnten es nicht ab, sondern machten sich das, was er verkündigte, zu eigen als das Wort Gottes, nicht als das des Menschen:
Und darum danken auch wir Gott unablässig dafür, dass ihr, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes empfingt, es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt.
(1Thes 2,13)
2. Für Verständnis vom Wort Gottes beten
Der Psalmist verstand, dass Gott der eigentliche Autor der Schrift ist, und dass es deshalb äußerst angemessen ist, seine Hilfe zu erbitten, damit man es verstehe:
Öffne meine Augen, damit ich
Wunder schaue in deinem Gesetz! (Ps 119,18; siehe Apg 6,4)
3. Sich ernähren von Gottes Wort
Die Bibel beschreibt die Schrift bildlich als Milch (1Pet 2,2), Brot (5Mo 8,3; Mt 4,4), [feste] Speise (1Kor 3,2) und Honig (Ps 19,11), die die Seele ernähren. Hiob bezeugte die Wirksamkeit dieser geistlichen Nahrung:
Vom Gebot seiner Lippen bin ich nicht abgewichen, ich habe die Worte seines Mundes verwahrt, mehr als meinen eigenen Vorsatz [o. meine zugemessene Speise, wörtl. mein Bestimmtes].
(Hi 23,12; siehe Jer 15,16)
4. Dem Wort gehorchen
Kaleb erwies sich als Ausnahmeerscheinung (inmitten eines ungehorsamen Volkes), als er dem Wort Gottes völlig gehorchte:
Denn alle Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe, und mich nun zehnmal versucht und nicht gehört haben auf meine Stimme – wenn sie das Land sehen werden, das ich ihren Vätern zugeschworen habe! Ja, alle, die mich verachtet haben, sollen es nicht sehen. Aber meinen Knecht Kaleb – weil ein anderer Geist in ihm gewesen und er mir völlig nachgefolgt ist –, ihn werde ich in das Land bringen, in das er gekommen ist; und seine Nachkommenschaft soll es besitzen. (4Mo 14,22–24)
5. Gottes Wort ehren
Die Juden, die nach siebzigjähriger Gefangenschaft aus Babylon ins Land zurück gekehrt waren, ehrten froh und bereitwillig Gott und sein Wort:
Und Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er stand höher als das ganze Volk; und als er es öffnete, stand das ganze Volk auf. Und Esra pries den Herrn, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: »Amen, Amen!«, wobei sie ihre Hände emporhoben, und sie verneigten sich und warfen sich vor dem Herrn nieder, mit dem Gesicht zur Erde. (Neh 8,5–6)
6. Die Bibel studieren
Esra begriff, dass er das Wort Gottes studieren musste. Aber bevor er darüber sprechen konnte, war es unbedingt notwendig, dass er zuerst dem gehorchte, was er gelernt hatte. Dieses Prinzip gilt sowohl für den Prediger als auch für die Versammlung:
Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu tun und in Israel Satzung und Recht zu lehren. (Esra 7,10)
7. Die Bibel predigen und lehren
Überall, wo Jesus hinkam, lehrte und predigte er das kostbare Wort Gottes:
Und [Jesus] zog in ganz Galiläa umher, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium des Reiches und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volk. (Mt 4,23; siehe 2Tim 4,2)
8. Von der Bibel überzeugen
Apollos predigte nicht einfach, um Information weiterzugeben. Er verkündigte die Wahrheit leidenschaftlich, um seine Zuhörer zu überzeugen und sie zum Weg der Wahrheit Gottes zu bekehren:
Ein gewisser Jude aber, mit Namen Apollos, aus Alexandrien gebürtig, ein beredter Mann, der mächtig war in den Schriften, kam nach Ephesus. Dieser war in dem Weg des Herrn unterwiesen, und brennend im Geist redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus, obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte. Und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus. Als er aber nach Achaja reisen wollte, schrieben die Brüder den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen. Dieser war, als er hinkam, den Glaubenden durch die Gnade sehr behilflich; denn kräftig widerlegte er die Juden öffentlich, indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist. (Apg 18,24–28)
9. Mit der Schrift Jünger machen
Paulus verstand die fortgesetzte und kumulative Auswirkung der Multiplikation; deshalb legte er sie Timotheus eindringlich ans Herz, der die dritte von fünf Generationen bildete (Christus, Paulus, Timotheus, treue Leute, andere):
Und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren. (2Tim 2,2)
10. Vor Gottes Wort zittern
Jesaja beschreibt beispielhaft einen demütigen Gläubigen, der Gott und sein Wort ernst nimmt (siehe Jes 6,1–13):
Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort. (Jes 66,2)
Auszug aus dem Buch «Biblische Lehre» (John MacArthur und Richard Mayhue)
Biblische Lehre
Theologische Literatur im Allgemeinen und dogmatische Werke im Besonderen sind leider meistens in unnötig akademischer und somit schwer verständlicher Sprache verfasst. Dies galt gerade in der deutschen Literaturgeschichte stets als Tugend. Dem Leser, der mit deutscher Theologie vertraut ist, fällt sofort auf, dass dieses Werk leicht lesbar ist. Es ist so geschrieben, dass der ernsthafte Christ, der in der biblischen Lehre und den verschiedenen Gebieten der systematischen Theologie in seiner Erkenntnis wachsen will, dieses Werk mit Gewinn lesen, es verstehen und im Leben anwenden kann. Folglich ist diese systematische Theologie für den alltäglichen Gebrauch in der Gemeinde geeignet – und somit genau dort, wo gesunde biblische Theologie am dringendsten gebraucht wird.